Eine wahre Begebenheit- erzählt von Ferdi Sonnen
Als kleiner Junge war ich recht oft mit meinem Opa Meddow im Matzener Flur unterwegs. Und wer meinen Opa Meddow (Mathias Meyer) kannte, der wusste auch, dass er immer für einen kleinen Spaß zu haben war.
Eines Tages, Ende der sechziger Jahre, machte er mich auf ein Panzerrad, das in der Müllkippe im Dennenberg lag, aufmerksam. Die passende, geflunkerte Geschichte lieferte er auch gleich mit.
Zu Hause angekommen, wurde natürlich der engste Freundeskreis sofort informiert und gleich für den kommenden Tag die Bergung des Panzerrades beschlossen. Mit großer Aufregung traf man sich auf dem Bour. Stolz ging es dann, mit Schubkarre und Eisenkette im Gepäck, die Dorfstraße hinauf, an der Kirche vorbei, Richtung Klambersberg.
Beim Haus "Lieser", da wo heute der große Stein steht, gabelte sich damals die Straße. Links ging es zum Weißen Stein, rechts Richtung Klambersberg. Als wir die Müllkippe am Dennenberg erreichten, ging alles wie am Schnürchen. Mit Hilfe unserer Eisenkette war das Panzerrad recht schnell geborgen und mit einiger Anstrengung hatten wir es auch auf der Schubkarre.
Aber dann ging das Dilemma los. Das Fahren mit der Schubkarre war mit großen Schwierigkeiten verbunden, da das Panzerrad nicht zentriert werden konnte. Alle paar Meter fiel unsere Schubkarre um und das Panzerrad musste von neuem aufgeladen werden.
In Höhe des alten Schuppens von "Aanten" fiel mir dann plötzlich in den Hecken eine massive Eisenstange von über 2 m Länge auf. Schwupps die Eisenstange aus der Hecke gezogen und durch die Nabe des Panzerrades geführt. Links und rechts einer der Kumpanen und das Ding den Berg rauf Richtung Matzen geschoben.
Auf der Höhe angekommen, wurde das Anschubkommando getauscht und schon ging es die geteerte Straße bergab. Es kam wie es kommen musste.
Das Panzerrad wurde schneller und schneller und war von uns nicht mehr zu stoppen. Durch die in der Achse befestigte Eisenstange war das einfach zu gefährlich. Mit großer Geschwindigkeit lief das Rad am Haus Lieser vorbei Richtung Matzen. Durch die Eisenstange, die immer mal wieder links und rechts den Boden berührte, behielt es auch die eigentliche Richtung und blieb auf der geteerten Straße. O Gott, da wo heute Bianca und Carsten Schlax ihr Haus haben, war früher das Wirtschaftsgebäude von Pääsch, heute Bianca und Karsten Schlax.
Das Panzerrad raste voll auf das Scheunentor zu und ich befürchtete das Schlimmste. Aber nein, die Führungsstange kam auf der linken Seite auf und das Rad nahm die Kurve und rollte weiter Richtung Dorf. Die Hoffnung war groß, dass dann die Hecke vor "Dimisch Alois" die Irrfahrt stoppte, aber es machte nochmal Klick, die Führstange berührte rechts den Boden und das Rad raste auf das Wohnhaus von "Pääsch" ("Jiena") zu. Da wo der Bordstein anfing machte es hopp, das Rad hob ab und flog direkt in die teure Bleiverglasung des Treppenhauses.
Die Eisenstange hielt es dann aber Gott sei Dank davon ab, dass das Rad in den Flur flog. Alle, die das Rad auf seiner ca. 300 m Irrfahrt verfolgten und hinter ihm herliefen, blickten kurz in den Hausflur, wo Jiena Marie lautstark rumzeterte und nahmen dann das Weite.
Nach hundert Metern Flucht besann ich mich und stellte mich Pääsch Pitter, der mich auch heute immer mal wieder an Matzener Festen an diese Aktion erinnert. Opa Meddow fand die Aktion einfach herrlich, von meinen Eltern Jupp und Herta gab es dagegen aber harsche Worte. Die Versicherung übernahm die Bleiverglasung. Leider veräußerte ich aus lauter Ärger dann das Rad für 50 Pfennige an einen durchziehenden Eisenhändler, was mich heute natürlich maßlos ärgert.
P.S.: Leider kann ich mich, bis auf Siggi Geib und Bielen Peter nicht mehr genau erinnern, wer alles bei diesem Abenteuer dabei war. Es würde mich freuen, wenn sich der ein oder andere meldet, damit man diese Geschichte noch mit den Namen der Protagonisten ausschmücken kann.
(Ferdi Sonnen)