(so geschehen in Matzen ca. 1918 - 1920 - aufgeschrieben von Petra Sonnen nach der Erzählung ihres Großvaters Johann Sonnen):
Kurz nach dem Ersten Weltkrieg, ich (Johann Sonnen) war damals sechs Jahre alt, war in Bitburg ein Gendarm namens Häselmann. Er hatte auch bei uns im Dorf seine polizeilichen Verpflichtungen zu erledigen und kam daher öfters nach Matzen.
Er war ein großer, stattlicher Mann, ein sogenannter Zwölfender, also ein altgedienter Soldat, und sprach ein rheinisches Dialekt. Wir Kinder hatten alle Respekt, ja sogar Angst, vor ihm, denn uns wurde oft gesagt:
„Scheck dich, soss hielt den Häselmann dich mat!“
Der Häselmann war ein großer Vieztrinker und wußte genau Bescheid, wo es guten Viez gab und wo man gastfreundlich war. Doch in diesem Jahr war das Obst knapp und somit gab es wenig Viez. Als er nun zum Bauer Peter Weimann kam, hoffte er, doch mit Viez bewirtet zu werden. Und das klappte auch! Weimanns Peter schickte seinen Sohn Jakob, der damals vierzehn oder fünfzehn Jahre alt war, mit dem Steinkrug in den Keller zum Viezholen.
Das war dem Jakob gar nicht recht, denn man hatte nur ein Faß gekeltert und das Jahr war noch lange. Also kam ihm eine Idee: Er zapfte den Steinkrug nur halbvoll und füllte aus seinem „Kränchen“ den Rest zu. Es gab zwar etwas Schaum, der verging aber sehr rasch! So servierte er dem Häselmann seinen Krug Viez. Peter Weimann sagte: „Prost, Herr Häselmann!“ Der trank und wischte sich den Schnauzbart ab. Dann sagte er: „De Viez es jood, Herr Weimann!“
Anmerkung von Petra Sonnen:
Mein Opa Johann Sonnen diktierte mir diese Geschichte, aber unter lautstarkem Protest von meiner Oma Anna Sonnen. Wie konnte man nur dem Polizisten einen auf solch listige Weise gepanschten Viez geben, argumentierte sie.
Unter den folgenden Umständen wurde mir damals die obige Geschichte bekannt: Wegen einer kleinen Lappalie meinerseits weißten mich beide, Oma und Opa, zurecht; und Opa sagte verärgert zu mir, um der Debatte endlich ein Ende zu setzen, tatsächlich: „Scheck dich soss kint den Häselmann un hielt dich mat!“ Zu meiner Verblüffung empörte sich Oma sehr über diesen Ausruf. Sie tadelte sofort Opa, ein Kind so zu erschrecken. Daraufhin wurde ich natürlich sehr neugierig, und so kam es, dass Opa mir über Gendarm Häselmann erzählte, mehr noch, als Oma lieb war. Es scheint mir, dass dieser Hänselmann ein schlimmer Schurke und seines eigenes Glückes Schmied war. Letztlich diktierte Opa mir diese Geschichte, um sie als eine tatsächliche Begebenheit und als einen Einblick in die Lebensweisen der damaligen Zeit, für kommende Generationen festzuhalten.