Aus den uns freundlicherweise zur Verfügung gestellten historischen Aufzeichnungen von Herrn Klaus Leners (†), Speyer, ist folgendes aus dem Jahre 1946 folgendes überliefert:
Trotz des verlorenen Krieges und der schweren Kriegsschäden fing in Matzen schnell ein neues Leben an. Die Jugendlichen von Matzen, voran die Mädchen des Kirchenchores -und das waren alle- fanden sich zu schönen Stunden zusammen.
So feierte man bereits im Herbst 1946 im Hause "Neimen´s" ein Fest, zu dem die folgende Aufzeichnung, eine Art "Büttenrede" noch vorhanden ist:
Einleitend danken wir dem Herrn Kaplan Mayer im Namen des gesamten Kirchenchors und der Matzener Dorfjugend für die Förderung dieses geselligen Beisammenseins.
Übel wird hier nichts genommen,
dazu ist keiner hergekommen,
wir denken lieber an das Schöne,
zu dieser ersten großen Feier.
Der Herr, der sprach: "Es werde Licht"
und siehe da - es brannte,
bei unserem Chor, da geht das nicht,
wer ist dazu im Stande ???
So fliesst viel Schweiss zur Übungszeit,
man muss von vorn studieren,
denn eine Grundlage, die ist breit,
beim Singen wie auch beim Musizieren.
So geben wir als guten Rat,
noch einmal alles wieder,
was jeder hier beachten muss,
warum - womit - worüber.
Dauergewellter Lockenkopf,
Gretchen Boor fiel in den Farbentopf,
ist sie nicht süß, ist sie nicht nett,
das Fräulein Gretchen ....
Hilde Strauch, der Posaunenengel,
sucht zum Tanz die kleinen Bengel,
wenn das Paar im Saal tut starten,
ist's wie beim Muoten trappeln im Garten.
Erna Weiler´s große Mode -seht-
wie ihr der tolle Turban steht,
sie ist ein treues braves Stück,
wir wünschen ihr im Leben Glück.
In der Ecke sitzt kein Dummer,
Magda ist´s, die große Nummer,
Studiosus, hoch soll er leben,
wird im Dorf eine Berühmtheit geben.
Maria Kimmling´s Kindertraum,
ist ein dicker Apfelbaum,
doch diese schwinden langsam hin,
die Männlichkeit tritt in den Sinn.
Ils´chens Stimme ist bekannt,
in dem ganzen Matzener Land,
abends nach des Singens Schluß,
bringt sie uns noch Hochgenuss.
Trautchen Weiler mit strammen Beinen,
gehört für wahr noch zu den Kleinen,
doch durch der Stimme reinen Ton,
zählt sie zu den Großen schon.
Man übt zuerst den Einzelton,
die Hände liegen auf dem Schoss,
der Blick ist geradeaus nun schon,
es drängt Herr Busch, die Sach´ geht los.
Schön langsam und mit mut´gem Schwingen,
ertönt der spritz´gen Jungfrau´n Singen,
da knallt´s, ein Blitz aus heiterem Himmel,
nun Schluss damit - Ihr habt´ nen Fimmel -,
die holde Muse zu vertönen,
kein Gott kann sich mit Euch versöhnen.
Da blickt die holde Jungfrau´n Schar,
zum Gottesknecht nun alle gar,
sein Antlitz gibt uns frischen Mut,
wir üben nochmals, die Sach´ geht gut.
Nun stellen wir uns vor, als holden Kirchenchor:
Maria Sonnen, hübsch und schlank,
kommt leichten Fußes frei und frank,
mit ihren fein gezierten Locken,
wohlgeordnet im sanften Nacken hocken.
Regina Welt die biedere Braut,
ihr Blick steht´s nach dem Osten schaut,
sie singt dem Herrn zur frommen Ehre,
dass Josef bald zurücke kehre.
Mai Kädda ist stets wohlgemut,
das Tanzbein schwingen kann sie gut,
sie wollt die Kirmesgäst´ beglücken,
und tanzte strampelnd auf dem Rücken.
Selbst Mi´chen Lichter löst kein Schuh,
sie gibt sich nicht zur sel´gen Ruh´,
denn Bruder Jakob hat geschrieben,
drum ist sie auf dem Fest geblieben.
Fräulein Solo aus Haus 6,
trinkt heute ausnahmsweise "EX",
sie lacht, es freut sie gar so sehr,
das nächste Mal trinkt sie noch mehr!!
Gretchen Sonnen von der Held,
gondelt in der weiten Welt,
sonst erschallt ihr "Hie-hie-hie",
heut hör´n leider wir es nie.
Am Kirmestag, die Uhr schlug 3,
Neimens Käddi sprach, "Schluss mit der Feier",
doch heute abend merk dir fein,
muss dein Kommando stille sein.
Einst kam ein Männlein aus fernen Landen,
zu knüpfen im Dörflein die zärtlichen Bande,
er sah die Elly am Tore stehen,
und bat sie gleich mit ihm zu gehen.
Käthi Kalkes reist so gerne,
sie sucht ihr Glück in der weiten Ferne,
doch warum so weit hinaus,
merk dir´s, das Glück, das wohnt zu Haus.
Änni Strauch ist sehr betrübt,
sie ist in Otto sehr verliebt,
das Ringlein trägt sie in der Linken,
sie sieht die Sternlein im Osten blinken.
Anny, Modekünstlerin vom Fache,
hat Geschmack in dieser Sache,
doch die holde Männlichkeit,
die sieht sie gerne allezeit.
Lotti oft gar lieb und fein,
kann auch manchmal ´ne Kratzbürste sein,
die kleinen Jungen liebt sie sehr,
doch die großen noch viel mehr.
Bumsköpp liebt die Sanni nicht,
die sind ihr viel zu stoffelig,
ein Jünglein aus dem fernen Tal,
steht in ihrer engeren Wahl.
Irmgard Boor, ein berühmter Sänger,
hält den Ton schon mal was länger,
von Irtzel zu Irtzel sie den Schieber schiebt,
die Tänzerei sie mächtig liebt.
Auch Agnes Billen ist ja mächtig stolz,
sie kann schon walzen übers Holz,
sie wichst schon mal den Zapfenstreich,
sie ruft "Mamma - ich komme gleich".
Els´chen hat einmal geschluckt,
dabei zu tief ins Glas geguckt,
kam ein Männlein da gegangen,
Els´chen hat ihn gleich empfangen.
In der Ruhe liegt die Kraft,
Sanni Weiler ruhig, aber fleissig schafft,
pünktlich kommt sie zu der Stunde,
und setzt sich gerne in die Runde.
Wahrlich ist es zu verwundern,
die Matzener Jünglinge haben sich auch eingefunden,
denn seit Urväter Zeiten,
die Knaben der Jungfrauen Taten meiden.
Im Krieg kam man in andere Städtchen,
zu Gesicht kam manches andere Mädchen,
Herrgott wie lernte man draussen gar,
hochachten die heimatliche Mädchenschar.
Bei dieser Einladung kam all dies in Erinnerung
und mit frohbeschwingtem Schritt,
kamen alle ins Haus Neimen´s mit.
Es war ein schöner Abend für die Matzener Jugend...