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1945 - Das Leben danach

Der nachfolgende Artikel wurde uns von einer gebürtigen Matzenerin aus Arkansas (USA) übermittelt. Johann Sonnen (* 1912, † 1994), hatte den Text wahrscheinlich in den 1980/ Anfang 1990er Jahren seiner Enkelin, Petra Biddle, geb. Sonnen, diktiert. Petra Sonnen hat uns den Text freundlicherweise per Mail aus Amerika gesandt und zur Verfügung gestellt:


Matzen – nach 1945  

Als am 25. Februar 1945 die alliierten Truppen unser Dorf besetzten fanden sie keinen nennenswerten Widerstand der deutschen Soldaten mehr vor. Das durch Bomben- und Artilleriebeschuß stark in Mitleidenschaft gezogene Dorf und seine Bewohner waren froh, daß der Krieg vorbei war. Vorerst mußten sie sich noch in einigen größeren Kellern aufhalten und durften nur zum Viehfüttern in ihre Häuser. Aber einige Tage später änderte sich auch dies und allmählich traten wieder normale Zustände ein, soweit man in Anbetracht der Kriegsschäden an Haus und Hof von “normal” noch reden konnte. Auch machten sich die Ostarbeiter, die bisher meist ordentlich und friedfertig waren und sich nun in größeren Gruppen zusammen getan hatten, vielfach plündernd umher zogen Angst und Schrecken verbreitend, viel von sich reden. Diese Raubzüge wurden anfangs von den alliierten Besetzern geduldet.  

Nun hieß es die Schäden des Krieges zu beseitigen. Zuerst mußten die zerfetzten Dächer repariert werden. Jedes Stück Blech und Pappe war wertvoll und Bretter waren keine da. Doch Not macht erfinderisch und nach und nach wurden die Dächer wieder einigermaßen dicht. Auch auf den Feldern waren große Verwüstungen durch Bomben, Granattrichter und Gräben. Im Ortsbereich Matzen und in der Gemarkung waren allein 500 bis 600 große Bombentrichter von 500-kg Bomben herrührend. Diese Krater waren meist vier bis sechs Meter tief und zehn bis zwölf Meter im Durchmesser. Die Einebung mußte durch Handarbeit getätigt werden. Planiergeräte gab es nicht. Die Schwerstarbeit zog sich über einige Jahre hinaus.   

Textilien, Leder, Glas und vieles andere mehr waren Mangelware und konnten nur durch Tauschgeschäfte erworben werden. Der Schwarzmarkt blühte! 

Nach und nach kehrten auch die Männer des Dorfes aus der Gefangenschaft heim. Zuerst kamen die aus den westlichen Ländern wie Frankreich, Holland, Belgien, U S A, England und Norwegen. Doch einige wurden noch im Osten, in Russland, Polen und Sibirien festgehalten und kamen erst sehr viel später. 20 Soldaten aus Matzen hatten den Tod im Kriegsfeld erlitten, dazu sechs Zivilisten bei einem Bombenangriff (Weihnachten 1944) auf Matzen. Der jüngste der Gefallenen war 19 Jahre, der älteste 60 Jahre alt. Ihnen allen zu Ehren wurde ein Denkmal errichtet. 

Als erste öffentliche Wiederaufbauarbeit errichtete man ein Schulgebäude, ausschließlich in Eigenleistung. Später folgte dann die Reparatur und der Ausbau der Straßen, eine Kanalisation, Erweiterung des Wasserleitungsnetzes und des Friedhofs mit einer Halle. Dann folgte der Bau eines den höheren Ansprüchen genügendes größeres Schulgebäudes. Die Eingemeindung zu Bitburg, die Flurbereinigung und vieles mehr (Grillhütte, Bolzplatz ...) trugen zur Entwicklung Matzens bei. Unter anderem wurde auch ein Neubaugebiet mit zirka 20 Baustellen erschloßen, das inzwischen fast vollständig bebaut ist. Der frühere “ländliche“ Charakter des Dorfes hat sich immer mehr in ein fast reines Wohngebiet verwandelt. 

In Matzen gibt es noch 13 Landwirte, aber drei davon üben diese Tätigkeit nur noch nebenerwerblich aus. Die übrige Bevölkerung setzt sich aus Arbeitern, Angestellten und Beamten zusammen, die fast ausschließlich in der Stadt Bitburg tätig ist.  

Seit dem Anschluß an Bitburg hat die Gemeinde Matzen mit zirka 500 Einwohnern einen Ortsvorsteher und sechs Beiräte. Die katholische Bevölkerung gehört zur Pfarrei Liebfrauen in Bitburg und wird von derselben verwaltet. In der hiesigen Filialkirche, dem Heiligen Donatus geweiht, wird noch wöchentlich einmal eine kleine Messe gelesen.  

Innerhalb der letzten 20 Jahre haben sich neben der Freiwilligen Feuerwehr mit einem stattlichen Spielmannszug mehrere Vereine gebildet: ein Sportverein (DJK Matzen), der hauptsächlich Tischtennis betreibt, und ein Karnevalsverein, der jährlich mehrere Veranstaltungen zur Fastnachtszeit anbietet. Hierzu steht das nach der Schulreform (1969) nicht mehr als solche genutzte Schulgebäude zur Verfügung. In Matzen gibt es außer der Gastwirtschaft von Maria Urmes noch zwei gewerbliche Betriebe. Das Fuhrunternehmen von Josef Sonnen führt Nahverkehrstransporte und Kranarbeiten aus und der Steinbruch- und Steinverarbeitungsbetrieb mit Manfred Grommes als Besitzer.

Der größte Teil der Bevölkerung ist in der Stadt Bitburg beschäftigt und die Kinder besuchen die dortigen Schulen. Sie werden mit Bussen in der Dorfmitte (“Buhr”) abgeholt und wieder hingebracht.