Die 27 Treppchen

Zugriffe: 4433

im-tunnel.jpgHeute ist den meisten Matzener Jugendlichen der Begriff die "siewen-un-zwahnzisch Trähpscha" leider nicht mehr geläufig. Dabei war er früher häufig Ort einer besonderen "Mutprobe".

Unter der Bahnlinie Bitburg-Erdorf führt ein unterirdischer Tunnel Richtung Kyll, der das Wasser der "Stroaßenbach" unter der Bahntrasse durchleitet. Dieser Tunnel wurde beim Bahnbau 1907-1909 gegraben, ist mannshoch und auch heute noch begehbar...

Das Einzugsgebiet der "Stroaßenbach" liegt im Bereich zwischen dem jetzigen Aussiedlerhof "Anwändershof" und dem Sperberwäldchen. Diesen Flurteil nannte man früher auch "In Betzen". Dort entsprang eine Quelle, der man auch übrigens auch eine Heilwirkung nachgesagt hat. Sie war gefasst und quoll mit frischen, klaren und auch im Sommer kühlem Wasser aus einem alten Eisenrohr in den Bach. Dieses Eisenrohr spendet auch heute noch frisches Quellwasser. Als Kinder haben wir uns im Sommer oft an dieser Quelle erfrischt. Man sagt, früher habe man sogar aus dem Bitburger Krankenhaus dieses Wasser aus der Quelle "in Betzen" für die Kranken geholt.

Das Wasser läuft durch die Senke zwischen Anwändershof und Sperberwäldchen Richtung Osten auf die jetzige Bahntrasse zu.

Oberhalb der Bahnlinie, in der Schlucht vor dem Tunneleinlauf ist der Bach auf eine Länge von ca. 100 Metern in Steinen gefasst. Diese Arbeiten stammen vermutlich auch noch aus der Zeit des Bahnbaues. Die Schlucht, durch die der Stroaßenbach läuft, ehe er in den Tunnel eintritt, sieht aus wie eine grüne Hölle - ein wirklich verwunschener und auch zu Fuß schwer erreichbarer Ort.

 bachlauf-stroassenbach.jpg
Foto: Blick in die Schlucht oberhalb des Tunnels mit dem befestigten Bachlauf des "Stroaßenbach"

Der Tunnel selbst hat in der Mitte eine Höhe von fast 2 Metern, und eine ebensolche Breite, so dass man fast überall aufrecht oder aber leicht gebückt darin gehen kann.

Er beginnt direkt oberhalb der Bahntrasse, dort wo der Stroaßenbach in den Tunneleingang läuft und endet ca. 200 Meter weiter und bestimmt 30 Meter tiefer gelegen an der Straße, die von der Albach zur Teufelsschlucht führt. Von der Albachmühle her kommend sieht man nach ca. 100 Metern links in einer Rechtskurve den Tunneleingang, der bogenförmig gemauert ist und aus dem auch bei trockenem Wetter immer Wasser läuft.

ausgang.jpg
Foto:  Tunnelausgang oberhalb der Bahntrasse 

Man kann ruhig im Sommer mal einige Meter hinein gehen und merkt die Kühle, die in dem Tunnelbauwerk herrscht. Vom unteren Ende kann man das obere Ende nicht sehen. Zwischen beiden Tunnelenden sind 27 Treppen bzw. Stufen eingebaut, jede mit einer Höhe von ungefähr einem Meter, über die das Wasser von oben nach unten läuft.

Ein kleines "Abenteuer" ist es, im Sommer, mit Taschenlampe oder Kerzen ausgerüstet den Tunnel zu durchwandern.

Es empfiehlt sich, den Tunnel von unten nach oben zu erforschen, da sich die Stufen besser erklettern lassen als von oben herab nach unten ins "Dunkle" zu springen. Die Tunnelwände und die bogenförmige Decke sind absolut stabil und seit hundert Jahren unbeschädigt. Lediglich am Boden des Tunnels, im Bachbett sind hie und da Steine ausgeschwemmt, so dass man leicht in eine der vielen Pfützen tritt. Trockenen Fußes kann man den Tunnel auch im Sommer nicht durchwandern. Im Tunnel gibt es auch viele Tiere zu beobachten. Insbesondere Molche findet man in den meisten der Pfützen und Tümpel zwischen den 27 Treppen. Während des ganzen Marsches durch den Tunnel merkt man insbesondere im Sommer eine angenehme Kühle und einen ständigen, leichten Luftzug, der durch den Tunnel geht.

im-tunnel2.jpg
Foto: Blick in den Tunnel - die Gewölbe sehen auch noch nach 100 Jahren absolut stabil aus.

Am oberen Ende des Tunnels ist ein kleines Plateau in der Größe von ca. 15 x 15 Metern, auf dem die Bitburger KJG ( Katholische Jugendgemeinschaft) in den 70er und 80er Jahren oft im Sommer ein Zeltlager errichtet hatte. Diese Stelle wächst aber nach und nach zu. Es befindet sich dort noch eine Feuerstelle, die darauf hindeutet, dass vor einiger Zeit dort noch ein Lagerfeuer gebrannt hat.

Unweit von diesem Plateau befindet sich auch eine Felswand, in die ein sogenannter Bunker gegraben worden war. Dieser Unterstand diente im 2. Weltkrieg nachts als Schutz vor den Bomben, die auf die Dörfer und die Stadt geworfen wurden. Im Kriege suchten Matzener nachts diesen Unterstand auf.

TIPP: Wer das Programm "Google Earth" installiert hat (ist übrigens kostenlos herunterladbar auf http://earth.google.de) findet auf der Karte bzw. dem Luftbildern den Tunneleingang unter den Koordinaten 49°58'36:00'' Nord und 6°33'48:84'' Ost den Tunnelausgang oben direkt an der ehemaligen Bahnlinie.